In der Naturheilpraxis werden wir seit Jahren gehäuft mit Menschen, vorwiegend Frauen, konfrontiert, die an einer Erkrankung der Schilddrüse leiden. Sehr häufig schildern mir Frauen mit einer (noch) nicht diagnostizierten Schilddrüsenfunktionsstörung Symptome, die in das Bild einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse passen würden und ich lasse dann abklären, ob sich eine latente oder auch manifeste Erkrankung der Schilddrüse hinter den Symptomen verbirgt.
Um eine Fehlfunktion der Schilddrüse, z.B. eine Über- oder eine Unterfunktion, feststellen zu können, kann man verschiedene Parameter heranziehen. Von Seiten vieler Ärzte wird im Rahmen eines routinemäßigen Blutbilds in der Regel maximal der TSH-Wert untersucht (Thyreoidea-stimulierendes Hormon). Dies reicht allerdings nicht aus, um den Zustand der Schilddrüse adäquat beurteilen zu können.
Der TSH ist kein expliziter Schilddrüsenwert, sondern ein Hormon, das von der Hypophyse im Gehirn ausgeschüttet wird, um die Schilddrüse zur Produktion von Hormonen anzuregen. Der TSH muss seinerseits von einem Hormon stimuliert werden, das aus dem Hypothalamus stammt, dem TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon). Somit liegt der Produktion von Schilddrüsenhormonen ein dreifacher Feedbackmechanismus zugrunde, in dessen Verlauf es zu verschiedenen Störungen kommen kann. Bei einer ausschließlichen Beurteilung des TSH ist es nur unzulänglich möglich, diese aufzudecken. Zudem hat der TSH einen sehr großen Referenzbereich, der je nach Labor zwischen 0,3 und 4 mU/l liegt. Hier ist es wichtig, genau zu schauen, in welchem Bereich sich der Wert bewegt, denn dies kann schon auf eine mögliche Störung der Schilddrüse hinweisen.
Es gibt Schilddrüsenstörungen, z.B. die jodbedingte Unterfunktion oder die Hashimoto-Thyreoiditis, bei der der TSH ansteigt. Es gibt aber auch Schilddrüsenstörungen, bei denen der TSH normal oder nur leicht verändert ist, so dass diese bei seiner alleinigen Beurteilung unentdeckt bleiben können. Dennoch arbeitet die Schilddrüse in solchen Fällen unzureichend.
Um die Funktion der Schilddrüse beurteilen zu können, sollten unbedingt die freien Schilddrüsenhormone fT3 (Trijodthyronin) und fT4 (Thyroxin) mit untersucht werden. Erst durch deren Höhe und Verhältnis zueinander und zum TSH ist eine Aussage möglich. Unter Umständen macht es auch Sinn, die Autoantikörper (TPO-AK, TRAK/TSH-Rezeptor-Antikörper, TAK/Thyreoglobulin-Antikörper) und diverse andere Parameter mit bestimmen zu lassen, z.B. wenn der Verdacht eines Autoimmunprozesses der Schilddrüse besteht (Hashimoto oder M. Basedow).
fT3 ist das eigentlich aktive Stoffwechselhormon. Es wird durch einen Umbauprozess aus fT4 gebildet. fT4 wird zu 95% in der Schilddrüse gebildet, fT3 wird dann in der Körperperipherie umgesetzt.
Die Messung der Gesamthormone T3 und T4 macht keinen Sinn, da das Ergebnis nichts über die wirklich freien Hormone aussagt.
Unter Umständen macht die Messung von reverses T3 (rT3) Sinn. Auch Thyreoglobulin (Speicherform der Schilddrüsenhormone) oder SHBG-Messungen (Transportprotein) können in manchen Fällen hilfreich sein.
Zudem messe ich oft auch die Mikronährstoffe, allen voran Selen, denn die Schilddrüse ist das selenreichste Organ im Körper und benötigt dieses für verschiedene Stoffwechselschritte, z.B. für die Umwandlung von T4 in T3 oder die Senkung der Autoantikörper und der Entzündung bei Hashimoto. Auch im Zusammenhang mit der Entgiftung ist Selen wichtig. Aber auch Vitamin D, B12, Eisen, Zink und Magnesium werden von der Schilddrüse benötigt und verstoffwechselt.
Oft liegt einer Schilddrüsenfunktionsstörung auch ein Problem des Darms oder eine Nebennierenschwäche zugrunde oder korreliert mit ihr. Daher kann es in vielen Fällen Sinn machen, auch diesbezügliche Laboruntersuchungen vornehmen zu lassen.